Bisher konnte festgehalten werden, dass eine nutzerorientierte Gestaltung durch die Erkenntnisse der Informationspsychologie einen entscheidenen Beitrag dazu leisten kann, ob ein Produkt von den Nutzern erfolgreich aufgenommen, verstanden, gespeichert, abgerufen und angewandt wird. Dieser informationspsychologische Prozess wird im Zirkel des Informationsdesigns dargestellt, welcher aus einer Kette von verschiedenen Prozessstufen besteht.

Zirkel des Informationsdesigns - ThinkNeuro!Abbildung: Zirkel des Informationsdesigns (Quelle: Prof. Dr. Mangold, Roland; Informationspsychologie; 2007, S.23)

Am Anfang der Kette steht das Informationsangebot. Dies kann beispielsweise eine Webseite oder aber auch eine Bedienungsanleitung sein, welche mithilfe der Sinnesorgane auf einer niedrigen bzw. elementaren Stufe wahrgenommen und verarbeitet wird. Die in das menschliche Verarbeitungssystem aufgenommenen Informationen werden nun auf höherer und weiterführender Ebene in eine für den Nutzer verständliche Form gebracht. Für den Prozess des Speicherns und Anwendens ist dies äußerst wichtig. Nur wenn eine Information vom Nutzer verstanden wird, kann er sie behalten und anwenden. Es wird allerdings nur ein Teil der aufgenommenen Informationen in das Gedächtnissystem der Person übertragen, wo sie bis zur Anwendung abgespeichert werden. Das Anwenden erfordert ein erfolgreiches Abrufen aus dem Gedächtnis, wobei der Nutzer wissen muss, dass die Informationen verfügbar sind und er sie bei Bedarf auch anwenden kann.

Eine nachlässige Gestaltung von Informationsangeboten kann dazu führen, dass es in allen Stufen des Zirkels zu Problemen kommt. So ist es beispielsweise möglich, dass die Wahrnehmung eines Angebots aufgrund einer Informationsüberflutung scheitert (Autofahrer übersieht Stoppschild aufgrund zahlreicher anderer Verkehrsschilder und Werbeplakate) oder aber die aufgenommene Information nicht verstanden wird, da sie z.B. zu unverständlich geschrieben ist (Bedienungsanleitung eines technischen Geräts). Letzteres kann gleichzeitig dazu führen, dass der Speicherungsprozess misslingt. Es kann allerdings vorkommen, dass Informationen erfolgreich abgespeichert werden, der Versuch, diese abzurufen jedoch scheitert (kurz vor der Klausur wusste der Schüler z.B. die Antworten auf die gestellten Fragen noch, beim Ausfüllen fielen ihm diese aufgrund einer Abrufblockade nicht mehr ein). Weiterhin ist es möglich, dass die Informationen erfolgreich abgespeichert wurden, die betroffene Person diese auch abrufen kann, jedoch nicht erkennt, dass sie genau diese Information in dem jeweiligen Moment benötigt (Denksportaufgaben, die mathematisch-abstrakt formuliert wurden, können z.B. nicht gelöst werden. Bei Darstellung als praktisches Anwendungsbeispiel ist die Lösung ohne weiteres möglich).1 Die zuvor genannten Beispiele zeigen auf, dass die einzelnen Stufen der Informationsverarbeitung beeinflusst werden können. Daher ist bei der Gestaltung von neuen Informationsangeboten darauf zu achten, dass der informationspsychologische Prozess der Informationsverarbeitung durch eine nutzerorientierte Gestaltung unterstützt wird, um eine effiziente, effektive und zufriedenstellende Nutzung des Angebots zu gewährleisten.

Quelle: Prof. Dr. Mangold, Roland; Informationspsychologie; 2007, S.23-25




 
 

Über die Autorin

Autorin von ThinkNeuro! ist Olivia Shepherd. Innerhalb ihres Blogs beschäftigt sie sich mit nahezu allen Facetten des Neuromarketings, der Usability sowie der User Experience. Derzeit ist sie als Usability & UX Consultant bei einer Online-Agentur tätig.