Jeder, der im Bereich Konzeption und Design tätig ist, wird sie sicherlich kennen: Die legendären Designprinzipien von Dieter Rams (auch als “Die Zehn Gebote” bekannt). Er zählt zu den wohl einflussreichsten (Industrie)Designern des 20. Jahrhunderts.

Rams arbeitete ab 1955 bei dem Elektrogeräte-Hersteller Braun. Zunächst als Architekt und Innenarchitekt, dann von 1961 bis 1995 als Chefdesigner. Durch ihn bzw. seinem Designstil wurde der Elektrogeräte-Hersteller Braun weltweit bekannt. Gleichzeitig arbeitete Dieter Rams jedoch auch als Möbeldesigner für die Firma Niels Vitsœ und Otto Zapf (heute “Vitsœ”).

Zahlreiche Museen dominieren mit seinen Entwürfen und Produktgestaltungen. Rams oberstes Gebot: Durch gutes Design Dinge so zu erklären, dass das lesen von langen Gebrauchsanleitungen überflüssig wird (= selbsterklärende Schlichtheit). Hierfür orientierte er sich an seinen eigens entwickelten Thesen für gutes Design.

 

Die zehn Thesen für gutes Design laut Dieter Rams:

1. Gutes Design ist innovativ
Die Möglichkeiten für Innovation sind längst nicht ausgeschöpft. Die technologische Entwicklung bietet immer wieder neue Ausgangspunkte für zukunftsfähige Gestaltungskonzepte, die den Gebrauchswert eines Produktes optimieren. Dabei entsteht innovatives Design stets im Zusammenschluss mit innovativer Technik und ist niemals Selbstzweck.

2. Gutes Design macht ein Produkt brauchbar
Man kauft ein Produkt, um es zu benutzen. Es soll bestimmte Funktionen erfüllen – Primärfunktionen ebenso wie ergänzende psychologische und ästhetische Funktionen. Gutes Design optimiert die Brauchbarkeit und lässt alles unberücksichtigt, was nicht diesem Ziel dient oder ihm gar entgegensteht.

3. Gutes Design ist ästhetisch
Die ästhetische Qualität eines Produktes ist integraler Aspekt seiner Brauchbarkeit. Denn Geräte, die man täglich benutzt, prägen das persönliche Umfeld und beeinflussen das Wohlbefinden. Schön sein kann aber nur, was gut gemacht ist.

4. Gutes Design macht ein Produkt verständlich
Es verdeutlicht auf einleuchtende Weise die Struktur des Produkts. Mehr noch: Es kann das Produkt zum Sprechen bringen. Im besten Fall erklärt es sich dann selbst.

5. Gutes Design ist unaufdringlich
Produkte, die einen Zweck erfüllen, haben Werkzeugcharakter. Sie sind weder dekorative Objekte noch Kunstwerke. Ihr Design sollte deshalb neutral sein, die Geräte zurücktreten lassen und dem Menschen Raum zur Selbstverwirklichung geben.

6. Gutes Design ist ehrlich
Es lässt ein Produkt nicht innovativer, leistungsfähiger, wertvoller erscheinen, als es in Wirklichkeit ist. Es versucht nicht, den Verbraucher durch Versprechen zu manipulieren, die es dann nicht halten kann.

7. Gutes Design ist langlebig
Es vermeidet, modisch zu sein, und wirkt deshalb nie antiquiert. Im deutlichen Gegensatz zu kurzlebigem Mode-Design überdauert es auch in der heutigen Wegwerfgesellschaft lange Jahre.

8. Gutes Design ist konsequent bis ins kleinste Detail
Nichts darf der Willkür oder dem Zufall überlassen werden. Gründlichkeit und Genauigkeit der Gestaltung sind letztlich Ausdruck des Respekts dem Verbraucher gegenüber.

9. Gutes Design ist umweltfreundlich
Design leistet einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Umwelt. Es bezieht die Schonung der Ressourcen ebenso wie die Minimierung von physischer und visueller Verschmutzung in die Produktgestaltung ein.

10. Gutes Design ist so wenig Design wie möglich
Weniger Design ist mehr, konzentriert es sich doch auf das Wesentliche, statt die Produkte mit Überflüssigem zu befrachten. Zurück zum Puren, zum Einfachen!

 

Braun-Produkte beeinflussten Apple-Design

Dieter Rams Prinzipien inspirieren Menschen weltweit, so auch Apples Chefdesigner Jonathan Ive, welcher in seiner Studienzeit mit Braun-Geräten ausgestattet war. Er war ein großer Bewunderer von Rams Arbeiten und dessen Philosophie der selbsterklärenden Schlichtheit. Nicht ohne Grund wird Dieter Rams daher auch als “Großvater des Apples-Design” bezeichnet. Ein gutes Beispiel für die Inspiration durch Rams ist wohl die Taschenrechner-Anwedung des iPhones. Hier nun die beiden Taschenrechner im Vergleich: links die Braun-Variante und rechts jene von Apple. Die Ähnlichkeit ist nicht zu übersehen und zeigt recht gut den Einfluss durch Dieter Rams Arbeiten.

 Vergleich Braun-Taschenrechner und iPhone-Taschenrechner - ThinkNeuro!

Taschenrechner von Braun und Apple im Vergleich (Quelle Braun-Taschenrechner: Paul Downey, Lucy’s lovely calculator, http://www.flickr.com/photos/psd/8419933758/, Quelle Apple-Taschenrechner: LonleyBob, iPhone in Hawaii, http://www.flickr.com/photos/lonelybob/756336552/)
Quelle Thesen: www.vitsoe.com
Quelle Titelbild: Pixabay

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Über die Autorin

Autorin von ThinkNeuro! ist Olivia Shepherd. Innerhalb ihres Blogs beschäftigt sie sich mit nahezu allen Facetten des Neuromarketings, der Usability sowie der User Experience. Derzeit ist sie als Usability & UX Consultant bei einer Online-Agentur tätig.