Es wäre falsch zu denken, dass sich Neuromarketing nur im stationären oder Online-Handel anwenden lässt. Gestern bin ich auf einen interessanten Artikel gestoßen, der sich mit dem Thema “Neuromarketing bei der Mitarbeitersuche” beschäftigt hat. Dieser zeigt Mittel und Wege auf, wie auch im Bereich der Mitarbeitersuche die Kenntnisse des Neuromarketings erfolgssteigernd eingesetzt werden können. Auf den ersten Blick scheint dies etwas abstrakt, doch schauen wir uns das mal genauer an.

Wie wir sicherlich alle wissen, gibt es unterschiedliche Methoden, um für eine freie Stelle zu werben. Hierfür gibt es die Möglichkeiten, im Print-Bereich oder aber auch im Internet Stellenanzeigen aufzugeben. Je nachdem, welches Medium ein Unternehmen nun nutzt, kann es durch kleine Veränderungen aus dem Bereich des Neuromarketings die Mitarbeitersuche optimieren. Fangen wir zunächst einmal im Print-Bereich an und betrachten wir uns die nachfolgende Stellenausschreibung eines Holzfachhandels:

Neuromarketing nun auch bei der Mitarbeitersuche? - ThinkNeuro!

Persönlich würde ich sagen, dass das erste von den drei Bildern, ein typisches Bild einer Paarvermittlungsagentur darstellt. Eine nett in die Kamera lächelnde Frau mit ebenso nett lächelndem Gefährten. Das zweite Bild ist nichtssagend und beim dritten Bild ist aus meiner Sicht nicht wirklich zu sehen, was hier im Mittelpunkt stehen soll und was die eigentliche Aussage ist. Stellenausschreibungen in dieser Art resultieren oftmals aus dem Ergebnis, dass viele Personalabteilungen sowie Agenturen auf Bilderdienste zurückgreifen. Diese haben im Vergleich zu professionellen Fotografen, die sich intensiv mit der Stellenausschreibung und der Übermittlung der Message beschäftigen, einen klaren Nachteil. Es ist zwar aus Kostengründen günstiger, allerdings hat dies auch den bitteren Beigeschmack, dass man wiederholt auf die selben Gesichter und gleichen Bildmotive stößt. Zudem kommt hinzu, dass die Inhalte der Stellenausschreibung nur wenig bis gar nicht mit dem gewünschten Inhalt übereinstimmen und auch eine dem Auge angepasste harmonierende Darstellung mit Beschreibungstext und Gesamtaufbau des öfteren fehlt.

Wie kann an dieser Stelle nun das Neuromarketing behilflich sein?

Abgesehen davon, dass natürlich die Bildinhalte optimal auf den Text abgestimmt sein sollten, sollte man nicht vergessen, dass Emotionen und Empathie immer eine wichtige Rolle spielen. Wie bereits bekannt, werden ein Großteil unserer Entscheidungen unbewusst und auf emotionaler Basis getroffen. Daher sollten vor allem menschliche Motive gewählt werden, die so arrangiert sind, dass diese zu einer optimierten und positiven Wahrnehmung führen, welche Emotionen und Empathie vermitteln. Dies ist jedoch sehr schwer, was auch der Grund dafür ist, warum viele Unternehmen und Agenturen auf Bilderdienste zurückgreifen statt auf professionelle Fotografen. Des weiteren kann auf die Kenntnisse der subliminalen Stimulierung bzw. dem Feuern der Spiegelneuronen zurückgegriffen werden. Beispielsweise, indem die Person in der Ausschreibung auf eine hervorgehobene Stelle im Stellentext blickt oder sogar darauf zeigt. Dies führt dann automatisch dazu, dass der Blick des Lesers von der Person zu der entsprechenden Stelle wandert. Ergebnis: Die Aufmerksamkeit wurde durch eine Methode des Neuromarketings geweckt und der Leser setzt sich intensiver mit der Stellenausschreibung auseinander.

Wichtig ebenfalls: Orientierung an der Limbic Map®. In welchen Bereich ist das werbende Unternehmen angesiedelt? Welches Emotionssystem soll bei den zukünftigen Mitarbeitern vorherrschen? Mit diesem Wissen kann noch effizienter auf die Mitarbeitersuche eingegangen werden. Je nachdem auf welches Emotionssystem sich fokussiert wird, kann dann beispielsweise ein entsprechendes Wording  verwendet werden.

Einbindung von QR Codes zur Optimierung der Mitarbeitersuche - ThinkNeuro! Die technischen Entwicklungen machen es heutzutage allerdings im Print-Bereich ebenfalls möglich, sogenannte “QR Codes” (Quick Response Codes) mit zusätzlichen Informationen zu einer bestimmten Thematik innerhalb eines Textes einzubinden. Mithilfe von Smartphones können diese Codes dann ausgelesen werden. Welche Information sich dahinter verbergen ist unterschiedlich. Im Bereich des Personal Recruiting wäre es beispielsweise denkbar, dass innerhalb eines Stellenausschreibungstextes ein “QR Code” eingebunden wird, welcher dann zu einer virtuellen Tour des Arbeitsplatzes einlädt.  Es wäre allerdings auch denkbar, dass Stelleninteressierete innerhalb eines Spiels eine Aufgabe erfolgreich abschließen müssen, die einer aus dem evtl. zukünftigen Job ähnelt. Dabei sollte jedoch nicht in Vergessenheit geraten, dass die virtuelle Tour sowie beispielsweise ein angebotenes Spiel im Corporate Design der Firma sein sollte, um sich so im Kopf der Zielgruppe zu verankern.

Wie kann aber die Mitarbeitersuche im Internet optimiert werden?

Im Internet lässt sich mithilfe der Multisensorik in Kombination mit dem Faktor “Mensch” eine durchaus auf Neuromarketing basierende Vakanz erstellen. Schließlich wurde bereits mehrfach bewiesen, dass multisensorische Inhalte sich durchaus besser im Gedächtnis verankern, als reine Textinhalte. Ein multisensorischer Ansatz im Bereich der Mitarbeitersuche wäre beispielsweise durch eine virtuelle Tour durch den Arbeitsplatz denkbar oder aber, der Recruiter stellt sich digital vor und gibt umfangreiche Informationen über den Bewerbungsablauf. Hierbei sollte aber nicht einfach der Chef oder die Personalabteilung zur Kamera greifen. Wie am besten multisensorische Inhalte erstellt und Emotionen übertragen werden, wissen bis dato nur Experten auf diesem Gebiet wie beispielsweise .dotkomm. Dies kann vor allem auch noch mit der Einbindung passender Musik unterstrichen werden. Viele unterschätzen die Bedeutung und Wichtigkeit von Musik. Sie kann zur Verstärkung oder Lenkung von Emotionen eingesetzt werden. Bisher spielt diese jedoch bei Stellenanzeigen oder auf Karrierewebsites noch eigentlich keine Rolle.

Dabei weiß auch schon die Filmindustrie, dass jeder Spielfilm erst mithilfe von Musik oder Klang zu einer emotionalen Diashow wird. Diese kann von Freude und Spannung bis hin zu Trauer und Gefahr gehen. Der Fachausdruck lautet hier Corporate Sound. Im Bereich der Corporate Identity wird dies von vielen Unternehmen bereits genutzt. Zum Beispiel von der Deutschen “Telekom” mit ihrem “Di-Di-Di-Di-Ding” Jingle (=Klanglogo). Jeder assoziiert diese Tonfolge mit dem magentafarbenen Dienstleistungsunternehmen. Warum dies dann nicht auch bei Stellenanzeigen einbringen. Es wäre hier u.a. denkbar, dass ein Klanglogo ertönt sobald die Maustaste in die Nähe des Unternehmenslogos kommt. Idealerweise mit Auslösung von Emotionen beim Hörer.

Resümee:

Neuromarketing lässt sich auch hervorragend im Bereich der Mitarbeitersuche integrieren. Viele Unternehmen haben hierdurch die Möglichkeit ihre bisherige Herangehensweise zu optimieren, attraktiver auf potentielle neue Mitarbeiter zu wirken sowie gleichzeitig die Aufmerksamkeit auf ihre Stellenausschreibung bzw. ihr Unternehmen zu erhöhen. Da sich vor allem in Deutschland das Neuromarketing noch mehr oder weniger im Anfangsstadium befindet, gehe ich davon aus, dass es noch eine Weile dauern dürfte bevor in den einzelnen Personalabteilungen mit den Kenntnissen und Methoden des Neuromarktings gearbeitet wird.




 
 

Über die Autorin

Autorin von ThinkNeuro! ist Olivia Shepherd. Innerhalb ihres Blogs beschäftigt sie sich mit nahezu allen Facetten des Neuromarketings, der Usability sowie der User Experience. Derzeit ist sie als Usability & UX Consultant bei einer Online-Agentur tätig.